Voll Power-Schultour

PARSBERG. Ungeahnte Kräfte entdecken, schlummernde Talente wecken, und das in kürzester Zeit, so etwas kennt man eigentlich nur aus dem Fernsehen.  Für rund 180 Schüler wurde dies nun Wirklichkeit. Einen unvergleichlich spannenden und abwechslungsreichen Schultag haben die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Parsberg. Die wurde als eine von 20 Schulen in der ganzen Bundesrepublik ausgewählt, um an der „Voll Power-Schultour“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung teilzunehmen. 

Mit dem neuen Angebot zur Alkoholprävention in Schulen richtet sich die BzGA gezielt an Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren. Die „Voll-Power-Schultour“ ergänzt die Präventionsangebote der Jugendkampagne „Null Alkohol – Null Power“, die seit einigen Jahren an den Schulen in den Unterricht einzelner Lehrer eingebunden wird. Die Kampagne hat vor allem die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen zum Ziel. Zentrales Element an diesem besonderen Schultag waren Mitmach-Workshops, in denen aus suchtpräventiver Sicht wichtige Lebenskompetenzen von Schülerinnen und Schülern der Klassen 7 bis 9 gestärkt werden. 

Beratungsrektor Albert Semmler und Konrektor Philipp Schmitz haben sich bei der BzGA für das Projekt beworben und so erhielten die beiden Schulen den Zuschlag. Bereits in der Vorwoche zum Projekt wurde in den einzelnen Klassen bereits eine Unterrichtseinheit zum Thema „Wunderdroge“ abgehalten. Waren zunächst einige Lehrer skeptisch, ob dies funktionieren würde, wurden sie eines besseren belehrt. Die Jugendlichen sollten in Kleingruppen eine „Wunderdroge“ erfinden, die es selbstverständlich nicht gibt, die aber verschiedene Wirkungen hervorrufen sollte und zum Beispiel auch nicht abhängig machen durfte.

So haben die Teenager „Wunderdrogen“ entwickelt, die schön und schlank machen sollten, immer gute Laune verbreiten sollten, Traurigkeit verschwinden lassen und vieles mehr. Heraus kamen fiktive Sprays, Cremes und allerlei andere Wundermittelchen. Da es diese Wunderdrogen aber so nicht gibt und geben wird, wurde im Anschluss an die Präsentationen im Klassenverband herausgearbeitet, wie man denn die Gefühle, die die Drogen hervorrufen sollten, auch anderweitig heraufbeschwören kann. So war man dann im Unterrichtsgespräch ganz schnell wieder zurück in der Realität, denn die Jugendlichen hatten tolle Ideen, die vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Sozialkompetenzen stärkten. 

Am Montag kamen dann  die Organisatoren und Macher der „Voll Power-Schultour“ nach Parsberg.

Zugegeben, etwas irritiert waren die bayrischen Schüler schon, als sie um kurz nach acht Uhr mit einem fremdklingenden „Moin“ begrüßt wurden. Binnen weniger Minuten, hatten die Workshopleiter allerdings die volle Aufmerksamkeit der Jugendlichen, denn trotz der ungewohnten Grußformel sprangen die Funken sofort über. Während des Tages konnten die Schülerinnen und Schüler zwischen fünf verschiedenen Workshops  aus den Bereichen Sport, Musik und Theater auswählen. Die Teilnahme an den Workshops bot Erfahrungen zu Selbstwirksamkeit, kritische Denken und Teamfähigkeit. Sie knüpften an, an die Lebenswelt und sozialen Bezugssysteme der Jugendlichen. Alle wussten, dass es an diesem besonderen Schultag um das Thema Alkohol und Suchtprävention ging, doch wurde dies nicht mit dem erhobenen Zeigefinger präsentiert. Im Gegenteil, vielmehr wurde die Persönlichkeit jedes einzelnen gestärkt, denn das Aufzeigen von Alternativen stand im Fokus des Angebots. So loteten die Teenager ihre körperlichen und mentalen Grenzen aus und erlebten, wie sie in der Gruppe über sich selbst hinaus wachsen können. So wurde vor allem das Selbstbewusstsein der Teenies enorm gestärkt. Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BzGA informiert dazu: „Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern, damit sie selbstbewusst „Nein“ zu Alkohol sagen können, ist ein wichtiges Ziel der „Voll Power-Schultour“. 

Die Schülerinnen und Schüler beider Schulen sagten schließlich „Ja“, zu ihren Talenten. Vor allem die Lehrerinnen und Lehrer lobten sehr, was die Workshopleiter alles aus ihren Kindern herausholen konnten. In wenigen Stunden entwickelten sich eher unsportliche Pubertierende zu wahren Akrobaten, die plötzlich Rad schlagen, Handstand machen oder aus dem Stand über Kästen hüpfen können. Dies lernten sie im Workshop Parkour. Die beiden Theatergruppen holten versteckte Talente hervor und zeigten auch, dass das, was sich auf der Bühne abspielte auch unmittelbar mit den Vorgängen im Bühnenhintergrund zusammenpassen musste. Dass ihnen dabei unter anderem mit Schauspieler Peter Sikorsky ein wahrer Profi zur Seite stand, wussten die Kids nicht und gingen ganz unbefangen an die Sache heran. Etwas mehr Aufsehen erregte Tänzer Sugar Ray, der den Breakdance-Workshop leitete. Er hat bereits einigen Influencern das Tanzen gelernt und wurde leichter enttarnt. Aber nicht die Berühmtheit der Teamer stand im Vordergrund, sondern die Talente der Kids. Und es war unbeschreiblich zu sehen, was binnen kürzester Zeit aus diesen herausgeholt wurde. Die Breakdance-Crew zeigte unglaublich coole Moves und Hip Hop-Genies rockten am Ende die Aula, in der sie ihr Können am Ende des ereignisreichen Tages präsentierten.  Den Abschluss bildeten zwei, nein, eigentlich vier musikalische Gruppen. Unabhängig voneinander übten die Jugendlichen, ohne großartige Vorkenntnisse, ein Musikstück ein. Zur Präsentation fanden sich dann 

Sänger und Rapper zusammen mit den Instrumentalisten und begeisterten ihr Publikum. So kamen auch sonst sehr schüchterne Kids an ihre Grenzen und entdeckten, wie sie sich entfalten können und welches Potential in ihnen steckt. Unruhige Schüler entdeckten ihre Liebe zu einem Instrument, während sich schüchterne Mädels trauten, vorzusingen oder eine selbst geschriebene Szene zu präsentieren. Der powervolle Schultag war voll von solchen Erfolgserlebnissen. 

Beratungsrektor Albert Semmler bedankte sich bei den Machern der BzGA und freute sich mit den Jugendlichen über den gelungenen Tag: „So dürfte jeder Schultag sein, ihr hattet Spaß und habt gezeigt, was in euch steckt!“